Warum ich meine Masterarbeit über Legal Design Thinking geschrieben habe

Warum ich meine Masterarbeit über Legal Design Thinking geschrieben habe

Im Jahr 2017 habe ich einen MBA an der Berlin Professional School angefangen.

Wie ich dazu kam, einen MBA zu machen, wonach ich die Business School ausgesucht habe und was ich von einem MBA für Juristen halte, dazu schreibe ich – falls Interesse besteht (gerne in die Kommentare) – einen anderen Beitrag.

Im Sommer 2019 habe ich dann meine Masterarbeit über Design Thinking geschrieben. Meine ersten Kontakte mit Design Thinking hatte ich jedoch bereits 2017.

Beruflicher Aufhänger für Legal Design Thinking

Es war im Kurs "Einführung in Entrepreneurship" bei Sven Ripsas als mir der erste Mini-Workshop zu "Design Thinking" begegnete.

Sven Ripsas ist derjenige, der das Konzept des Businessplans in den 90er Jahren nach Deutschland gebracht hat und ist heute Professor für Entrepreneurship an der Berlin Professional School.

Einige werden die "Gift-Giving-Experience" kennen.

Die Gift-Giving-Experience ist ein Micro-Workshop-Format der Stanford School of Design Thinking als Schnupperkurs für Design Thinking in knapp 90 Minuten.

Bei aller Unvollkommenheit der Gift-Giving-Experience: Diese erfahrbare Mischung zwischen konvergieren (einander annähernd) und divergierendem (auseinanderlaufend) Denken hat bei mir eine Reise angestoßen, die immer noch andauert.

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Das Modell des doppelten Diamanten stammt vom British Design Council. Diese Abbildung ist leider nicht mehr auf deren Webseite enthalten.

Etwa einen Monat später hatte ich im beruflichen Kontext den ersten Kontakt mit Design Thinking mit Juristen. Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen der Rechtsabteilung trafen sich an einem dritten Ort und haben an unterschiedlichen Fragestellungen mit Design Thinking gearbeitet. Daneben gab es etwas "Startup-Safari".

Es war inspirierend, wie sich das Verhalten der Kollegen in den zwei Tagen wandelte. Wir alle hatten jedoch Schwierigkeiten bei der Frage, wie das in unseren täglichen Ablauf passen sollte.

Privater Aufhänger für Legal Design Thinking

Die Arbeit hat letztlich auch einen ganz persönlichen Aufhänger. Ich habe das Gefühl, eine neue Welt entdeckt zu haben und möchte diese teilen. Natürlich ist die Welt nicht wirklich "neu", so wie Amerika vor der Entdeckung durch Kolumbus nicht neu war. Die Welt war die ganze Zeit da und doch war sie verborgen.

Während der gesamten Zeit meiner Ausbildung (Kindergarten, Schule, Studium) wurde mir immer suggeriert, man sei entweder kreativ oder analytisch.

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Das oft gezeigte Bild der beiden Gehirnhälften stammt übrigens vom Nutzer ElisaRiva von Pixabay und wurde knapp 1,5 Mio mal heruntergeladen.

Ältere unter den Lesern kennen sicher noch die These, dass die eine Gehirnhälfte kreativ sei, die andere analytisch und eine von beiden sei dominant.

Diese Ansicht entspricht nicht mehr der aktuellen Forschung. Quellen finden sich in FN 2 meiner Masterarbeit (oder über Google).

Darüber hinaus wurde Kreativität zumeist in Verbindung gebracht mit "künstlerischen Fähigkeiten". Da ich nicht besonders gut zeichnen kann, aber mir Naturwissenschaften immer leicht gefallen sind, ist mir der Widerspruch auch nicht aufgefallen. Ich war eben analytisch. Auch die Prüfungen während der Ausbildung gehen zumeist von einer richtigen Antwort aus.

Sogar Lösungsskizzen in der juristischen Ausbildung gehen häufig von einer richtigen Lösung aus und kennzeichnen bestenfalls andere Lösungen als "vertretbar". Das engt den Blick auf mögliche Lösungen erheblich ein.

Es hätte durchaus Anhaltspunkte gegeben, an dieser Sicht zu zweifeln. Dennoch begriff ich Kreativität lange als etwas, was keinen großen Einfluss auf meine Arbeit hätte. Es war eher ein Add-on aus der privaten Welt (obwohl diese Ansicht gerade in der Rechtsgestaltung quatsch ist).

Waren die Ausführungen nicht etwas an der Frage vorbei?

Der aufmerksame Leser hat natürlich gemerkt, dass ich mehr über meine Begegnung mit Design Thinking geschrieben habe, als darüber, warum ich nun dieses Thema für die Masterarbeit genommen habe. Gut nun hier also die Punkte:

  • Relevanz
  • Nutzen

Ich hatte gemerkt, dass es bei der Wahl von Themen für MBA-Hausarbeiten ähnlich ist, wie bei der Wahl der Stationen im Referendariat. Entweder sucht man sich eine Station, wo man Spannendes lernt oder man taucht und lernt etwas Anderes.

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Tauchen oder nicht Tauchen?

Relevanz (für mich und andere):

Ich wollte gut darin werden, Design Thinking in mein berufliches Umfeld zu überführen. Wenn es mir gelänge weitere Wege zu finden, Kreativität als Jurist auszuleben, dann würde ich ein glücklicheres Arbeitsleben führen.

Ich glaube, dass die Sichtweise von Designern hilft mit schnellen Veränderungen der Welt und der Umgebung umzugehen. Disruption wird auch das Rechtswesen erreichen und Design Thinking ist eine Hilfe mit einer ungewissen Welt umzugehen.

Der Begriff dazu ist die VUCA-Welt.

Nutzen (für mich und andere):

Ich konnte mich über Wochen mit einem Thema beschäftigen und konnte Leute anschreiben und kennenlernen, die ich sonst nicht kennengelernt hätte. Eine einfachere Kontaktaufnahme als durch eine solche Arbeit gibt es wohl kaum.

Ich wollte tatsächlich etwas lernen, nicht eine schnelle Arbeit schreiben.

Ich habe unglaublich spannende Menschen kennengelernt und sehr spannende Gespräche geführt.

Es gibt mittlerweile ein paar Aufsätze zu Legal Design, aber es gibt keine Bücher über Legal Design Thinking. Es gibt englische Literatur, aber für viele Kollegen bleibt die englische Sprache eine Barriere. Zusammen mit der Barriere sich selbst als Kreativarbeiter zu betrachten, erschien mir das eine Barriere zu viel. Ich wollte also etwas schaffen, was deutschen Juristen den Zugang zum Thema erleichtert.

Aufsätze finden sich etwa im Legal Revolutionary oder der ReThinking Law.

Und nun soll man die Arbeit kaufen?

Nein, ich hatte den Plan daraus ein Buch zu machen, weil ich glaube, dass die digitale Version abermals für viele Kollegen ein Hindernis darstellt. Ich habe es nun aber in einem knappen Jahr nicht umgesetzt bekommen, daher biete ich nun meine Masterarbeit in der Hochschulfassung (ohne Transkripte) auf dieser Seite zum Download an.

Falls jemand Interesse daran hat, meine Arbeit in ein Buch zu überführen, freue ich mich über eine Kontaktaufnahme.

Zum Download geht es rechts. Unter diesem Bild findet sich das Abstract der Arbeit.

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Abstract

Legal Design Thinking – über die Anwendung von Design Thinking als juristischer Berufsträger

Die Kernaufgaben von Juristen sind die Problemlösung und das Risikomanagement. Das Berufsspezifische liegt in der Art der Gefahren. Design Thinking ist eine Problemlösungsmethode zur Entwicklung von nutzerzentrierten Lösungen. Das Spezifische liegt hier in der Art der Lösung. Design Thinking räumt dem Problemverständnis eine erhebliche Bedeutung ein und entwickelt Lösungen mit schnellem Feedback eines Nutzers. Diese Arbeit untersucht, wie sich Methoden und Techniken aus der Lösungsmethode Design Thinking im juristischen Bereich einsetzen lassen.

Dabei stellt sich heraus, dass Juristen an bestimmten Stellen bereits Methoden und Techniken verwenden, die vergleichbar oder identisch zu Lösungsansätzen sind, die von Designern verwandt werden. Der typische Lösungsweg von Juristen für komplexe Aufgaben ist die Zergliederung in zahlreiche kleine Teilaufgaben. Die getrennt erarbeiteten Lösungsstücke werden schließlich zusammengefügt. Design Thinking ist auf radikale Zusammenarbeit ausgelegt. Wesentliche Schritte werden gemeinsam vorgenommen. Hier kann der Design-Werkzeugkasten die juristische Arbeit sinnvoll ergänzen. Es ist ausgesprochen effektiv, – beispielsweise bei einer AGB-Prüfung – Auslegungsvarianten in einer Gruppe mit Brainstorming-Techniken zu entwickeln. Die Aussage, diese Art des Vorgehens passe nicht zu den Herausforderungen, die Juristen zu bewältigen haben, erweist sich hauptsächlich als mentale Hürde des eigenen Selbst- und Fremdbilds.

Aus Sicht dieser Arbeit können diese Schnittpunkte zwischen der Tätigkeit eines Designers und der Tätigkeit eines Juristen geeignete Ansatzpunkte sein, das Selbst- und Fremdbild zu verändern und sich auf neue Methoden und perspektivisch auf eine interdisziplinäre Arbeitsweise einzulassen. Es werden einige für die juristische Arbeit übertragbare Methoden vorgestellt und Ansätze zur Einführung dieser Methoden in ein neues Umfeld besprochen.

Die Anwendung von „Legal Design“ oder „Legal Design Thinking“ ist ein junger Trend, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Einige Akteure aus diesem Umfeld wurden für diese Arbeit interviewt. Die Methoden können insbesondere dabei helfen juristische Arbeit verständlicher zu machen, das Miteinander zu verbessern und schneller auf Veränderungen zu reagieren. Diese Arbeit hilft Juristen und Designern Gemeinsamkeiten zu erkennen und zeigt die Anwendbarkeit von Design-Methoden für das juristische Umfeld auf.

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